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Artlife: Nachhaltigkeit wird konsequent gelebt!

Geschrieben am 28. August 2023.
Veröffentlicht in Messebau.
Artlife: Nachhaltigkeit wird konsequent gelebt!

Artlife wurde bereits 1993 gegründet und stellte schon 2009 seine komplette Produktion CO2–neutral. Als eines der ersten Unternehmen auf der Produktionsebene von Messen und Events hat Artlife damit ein firmeneigenes Programm zum Klimaschutz und zu einer verantwortungsbewussten Wirtschafts- und Lebensweise ins Leben gerufen. Wenig später erweist sich die neu geschaffene Designabteilung als Volltreffer. Messestände vom Entwurf bis zur Umsetzung aus einer Hand anzubieten sorgt für weiteres Wachstum.

45 Mitarbeiter kümmern sich 2018 bereits um globale Projekte. Die Kundenliste liest sich wie das who-is-who der deutschen Wirtschaft und auch die Fachwelt erkennt die besondere Leistung an: in einer jährlich durchgeführten Umfrage unter Fachleuten und Branchenkennern wird Artlife seit 2009 jeweils unter die Top 3 der leistungsfähigsten Eventdienstleister im Bereich Set- und Bühnenbau gewählt. Im Juli 2023 erfolgt die Zertifizierung des Unternehmens nach DIN ISO 14001 Umweltmanagement. Sustainable Company nach FAMAB-Kriterien ist man schon längst…

Mit mittlerweile 60 Mitarbeitern wurden aktuell die Produktionskapazitäten erweitert und das Unternehmen noch internationaler aufgestellt. Aktuell werden acht Tischler ausgebildet auch im Projektmanagement lernen aktuell vier Auszubildende die Grundlagen des Veranstaltungskaufmanns. Geschäftsführer Stephan Haida kennt sich bestens aus, wenn es darum geht, ob Lippenbekenntnisse und Realität deckungsgleich sind, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Wir haben ihm Fragen gestellt. Und teilweise überraschende Antworten bekommen…

Harte Landung in der Realität: Nur 5% der Kunden setzen klimaneutrale Veranstaltungen um!!

Herr Haida: Sie bieten Ihren Kunden seit 2012 die klimaneutrale Durchführung von Messen und Veranstaltungen an. Um das Interesse an diesem Angebot zu fördern, räumen Sie Kunden, die ihr Projekt klimaneutral durchführen, 2%-Nachlass ein. Weiterhin schreiben Sie auf Ihrer Homepage, dass dieser Nachlass in den meisten Fällen die Kosten für die Zertifikate abdeckt, so dass für Ihre Kunden in der Regel für einen klimaneutralen Messestand oder Event keine Mehrkosten entstehen. Das müsste doch – in Verbindung mit dem ganzen Beratungspaket, das Sie dazu anbieten, eine geradezu unwiderstehliche Offerte in diesen Zeiten sein?
Das haben wir bei der Einführung dieses Angebotes auch gedacht. Leider war die Akzeptanz bzw. das Interesse an diesem Angebot in den zurückliegenden Jahren eher gering. Gründe dafür waren nach unserer Wahrnehmung die mangelnde Priorisierung auf Seiten der Unternehmen, Aber auch die Notwendigkeit, dass die Unternehmen aktiv Daten für die Berechnung der für eine Neutralisierung nötigen Klimabilanz zusammentragen mussten. Dieser Aufwand hat viele abgeschreckt.

Wie viele Kunden nehmen das überhaupt prozentual an?
In den zurückliegenden Jahren weniger als 5%.

Welche Steigerungsraten verzeichnen Sie in der Akzeptanz in den letzten Jahren?
Keine nennenswerten. Doch viele Unternehmen haben dem Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren eine deutlich höhere Wichtigkeit eingeräumt. Es bleibt abzuwarten, ob sich das auch in Taten niederschlägt. Die Corona-Jahre können wir nicht als Maßstab nehmen. Da lag der Fokus auf anderen Themen.

„Es ist nicht Ziel führend, die ökologische Nachhaltigkeit über alles zu stellen!“

Die Nachhaltigkeits-Berichtspflicht gilt für Unternehmen, die im Schnitt eines Geschäftsjahres mehr als 500 Mitarbeiter haben und deren Umsatzerlöse sich auf mehr als 40 Millionen Euro belaufen oder dessen Bilanzsumme bei mehr als 20 Millionen Euro liegt.

Spielt Ihnen das – salopp gesagt – eigentlich in die Hände?
Das sollte es eigentlich, wobei unsere Nachhaltigkeitsanstrengungen in erster Linie auf die Verbesserung unserer eigenen Umweltziele abzielen. Wenn wir es zusätzlich noch schaffen mit unseren Angeboten auch andere Stakeholder positiv zu beeinflussen, ist das aber natürlich ein wünschenswerter Nebeneffekt.

Wie schafft man es, trotz der Verpflichtung Materialien wiederzuverwenden, sich bei einem Messestand dennoch ausreichend kreativ, individuell und zum Wettbewerb abgegrenzt zu präsentieren?
Diese Frage haben wir uns natürlich auch gestellt. Gerade weil wir beim Thema Nachhaltigkeit das 3-Säulen-Modell als Grundlage sehen. Demnach müssen alle 3 Ebenen, also die ökologische, die soziale, aber auch die ökonomische Nachhaltigkeit betrachtet werden. Es ist also nicht zielführend, die ökologische Nachhaltigkeit über alles zu stellen, in dem man z.B. nur noch mit Systemmaterialen arbeitet oder ausschließlich nachhaltige Materialien verwendet und dadurch der kreative Output leidet. Denn wenn wir dadurch Wettbewerbsnachteile haben und weniger Jobs bekommen, schlägt sich das auf die ökonomische Säule nieder. Dann müssten wir eventuell Investitionen zurückstellen oder sogar Personal reduzieren. Das kann natürlich nicht sein. Aber es lassen sich auch unter Berücksichtigung ökologischer Punkte kreative Konzepte machen.

„Zertifizierung wird aktiv nachgefragt!“

Artlife ist nach DIN ISO 14001 Umweltmanagement zertifiziert. Unabhängig von der Relevanz für die internen Prozesse: Fragen die Kunden nach Zertifikaten, sind sie maßgebend, wenn Sie im Wettbewerb mit anderen nachhaltigen Anbietern stehen?
Wir sehen hier eine eindeutige Entwicklung. Nahezu alle Kunden und dabei insbesondere die Unternehmen, die eine CSR-Berichtspflicht haben, fragen aktiv nach einer Nachhaltigkeitszertifizierung. Wenn ich die nicht nachweisen kann, scheitere ich schon im Auswahlprozess für die Zulassung zu einer Ausschreibung. In den nächsten Jahren wird sich das nach unserer Auffassung bei nahezu allen Unternehmen durchsetzen. Das bedeutet: Ohne eine Zertifizierung verliere ich meine Wettbewerbsfähigkeit.

Im Zuge der Corona-Krise haben Sie – wie viele andere auch – versucht, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dazu gehört der Umbau von Hotels. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht und was können Sie besser als reine Hotel-Innenarchitekten?
Dass wir uns auf einmal in diesem Geschäftsfeld wiedergefunden haben, war eher einem Zufall geschuldet. Eine Hotelmanagerin war so weitsichtig zu erkennen, dass man aus zwei Krisen, nämlich dem Ausbleiben von Hotelgästen und dem Wegfall von Messen, eine Chance machen kann. In einem Hotel ohne Gäste lässt sich ein Umbau deutlich einfacher und effizienter gestalten, als wenn das während des laufenden Betriebs geschehen muss. Freie Kapazitäten und mangelnde Alternativen im Messebau führen dazu, dass man dort günstige Preise erzielen kann. Ein guter Gedanke, der eine echte win-win-Situation ergeben hat. Kostengünstiger Umbau auf der einen Seite, die Möglichkeit die Mitarbeiter (unser wichtigstes Kapital!) in Lohn und Brot zu halten auf der anderen Seite. Das Design kam übrigens weiterhin von einem Architekturbüro, das auf Hotels spezialisiert ist.

„Nachhaltiges Denken müssen die Mitarbeitenden in sich tragen!“

Stichwort Beratung: Sie bieten den Service von Nachhaltigkeits-Consultants an. Wie läuft das ab und was kostet das?
Unsere Nachhaltigkeitsberater versuchen zunächst über einen Fragebogen herauszufinden, welchen Stellenwert das Thema Nachhaltigkeit beim Kunden bzw. seinem Projekt hat. Kommt das aus tiefster innerer Überzeugung, oder reicht ein grüner Anstrich? Da gibt es eine große Bandbreite, die am Ende auch Auswirkungen auf die Kosten hat. Deshalb fragen wir möglichst schon zu Beginn sehr detailliert nach, um am Ende nicht an den Bedürfnissen (und am Budget) vorbei zu planen. Im nächsten Schritt zeigen wir dem Kunden auf, was innerhalb eines Projekts die großen CO2-Treiber sind und welche Möglichkeiten es gibt, diese zu vermeiden bzw, zu reduzieren. Damit verbunden weisen wir ihn auch darauf hin, mit welchen Auswirkungen oder Einschränkungen (z.B. bei der Materialauswahl) die Einsparungen verbunden sind. Dieser Service verursacht zunächst keine Kosten, sondern ist Bestandteil unserer Beratung, wenn jemand mit uns einen nachhaltigen oder sogar klimaneutralen Messestand (oder auch Event) umsetzen möchte.

War for Talents oder Employer Branding: Sind Sie mit Ihrer nachhaltigen Aufstellung nach dem Drei-Säulen-Modell attraktiver geworden als Arbeitgeber, insbesondere für den Nachwuchs? Wie zeigt sich das?
Ich weiß nicht, ob wir unbedingt attraktiver geworden sind. Ich sehe es eher so, dass wir ohne eine nachhaltige Ausrichtung kaum noch in den Fokus von Arbeitnehmern und Auszubildenden kommen würden. Die Frage, wie wir es mit dem Umweltschutz halten, kommt quasi in jedem Bewerbungsgespräch auf den Tisch. Wenn wir hier keine zufriedenstellenden Antworten geben könnten, hätten wir deutlich geringere Chancen auf gute und qualifizierte Mitarbeiter. Wir brauchen ja auch die Menschen, denen das Thema von sich aus wichtig ist. Nachhaltiges Denken und Handeln können wir nicht per Arbeitsanweisung delegieren. Das müssen die Mitarbeitenden in sich tragen.

Das Gespräch mit Stephan Haida wurde geführt von Hans Jürgen Heinrich für eventcompanies.de

Abbildung: Stephan Haida - Artlife GmbH


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