Das ist kein Automatentext, der von einem Robo-Blogger erzeugt wurde. Noch nicht. Doch die künstliche Intelligenz hat hinsichtlich ihrer „physikalischen Performance“ unglaubliche Fortschritte gemacht. Doch welche Relevanz sollte sie für die Live-Kommunikation haben?
Wenn man so recherchiert und den Statements der Experten folgt, ist man schnell orientierungslos. Denn noch sind die diskutierten Anwendungsmöglichkeiten sehr diffus. Reden wir schon über AI, wenn eine interaktive App zum Einsatz kommt oder ein Teilnehmermanagement-System automatisierter und effizienter wird? Oder ist etwa Data-Mining bei unseren quantitativ überschaubaren Zielgruppen und die mögliche Individualisierung überhaupt von Relevanz für unsere Branche?
Gehen wir mal einen Schritt zurück ins Jahr 1737. Jacques de Vaucanson baute eine Ente, die schnattern, fressen, trinken, verdauen und schwimmen konnte, wie eine echte Ente. Auch Menschen wollte man so „kopieren“. In Filmen wie Metropolis von Fritz Lang oder A.I. von Steven Spielberg sind menschenähnliche oder Roboter wie Maschinen-Maria oder der „Mecha“ David immer wieder ein Thema. Irgendwie kleben wir am Humanoiden und so stellen wir uns AI am einfachsten über humanoide Roboter vor. Doch davon müssen wir uns lösen. Künstliche Intelligenz ist sehr viel abstrakter und dezentraler, als wir uns vorstellen. Der Blick auf das putzige Robo-Hündchen Aibo oder der niedlichen Pepper lenken von den wahren Chancen, Möglichkeiten, Herausforderungen und auch Gefahren der künstlichen neuronalen Netzen der AI ab, die heute schon einsetzbar sind.
Für die Praxisrelevanz der Live-Kommunikation ist eigentlich ein anderes, damit zusammenhängendes Thema wichtiger: das „Machine Learning“. Erst durch das Erkennen von Mustern in Datenpools sind Systeme in der Lage eigenständig Lösungen für Probleme zu finden. Sie lernen aus Beispielen und können diese nach Beendigung einer Lernphase selbst beurteilen und verallgemeinern. Mittelfristig wird sich AI vor allem auf das Eventmanagement auswirken, wenn es darum geht Routinen effizienter zu machen.
So komplex ein Event als Projekt in Planung und Organisation auch sein mag, der Job im Event-Management wird an vielen Stellen wegrationalisiert. Da sich das aber rechnen muss, wird das noch dauern. Denn ob unsere Branche groß und damit interessant für Entwickler ist, muss sich zeigen. Oder die großen wie Google entwickeln nutzbare Rahmen. Vielleicht wird intelligente Software zunächst über touristische Reiseanbieter und Hotelketten kommen, deren Anwendungen dann adaptiert werden, was Auswirkungen bei der Recherche und Buchung von Locations und Hotels eine Rolle spielen wird. Das ist aber nur eine Fingerübung. Die Ablaufregie könnte über solch ein System laufen und über DMX und andere Datenprotokolle ist die komplette Veranstaltungstechnik autonom, denn alle technischen Geräte sind integriert und steuerbar. Und über Sprache kommuniziert das System in Echtzeit mit den Live-Akteuren. Das wird vielleicht in Schritten geschehen, aber Alexa als Show Caller und Siri als allmächtiger Operator sind keine Vision, sondern absehbar.
Ein weitere großer Pluspunkt der AI sei die mögliche Individualisierung. Da stelle ich aber mal die Frage: „Alexa, wie sinnvoll ist es ein Gemeinschaftserlebnis völlig zu individualisieren?“ „Ich habe momentan Schwierigkeiten, dich zu verstehen." Dann versuche ich es selbst: Natürlich macht das keinen Sinn.
Anders ist es bei Ausstellungen, - wenn es nicht gerade um reale Dinge wie Kunstwerke oder andere Exponate geht. Hier wird es spannend wenn Robo-Autoren zusammen mit Datamining-Algorithmen spielen, blitzschnell Besucher in Sozialen Netzwerken scannen und dann passgenau und in Echtzeit Informationen, Medien und Interaktionen produzieren, anbieten und gleich wieder verändern. Aber hinter solchen Ideen stecken menschliche Intellektualität und Kreativität, die für Siri oder Watson nach wie vor unerreichbar sind.
Aktuell haben zwei Projekte beim neuen BrandEx Award gewonnen, bei denen AI eine Rolle spielte. Bei dem Projekt Fraunhofer Jahrestagung 2018 von onliveline.de wurde das Thema als Gemeinschaftserlebnis kreativ thematisiert und theatral inszeniert. Bei dem Intuitive Car Finder von Schachzug - Agentur für Markenkommunikation für Volkswagen - ging es um einen „Fahrzeugkonfigurator“ für Volkswagen auf der IAA 2017. Laut zweifachen Gewinner kam AI zum Einsatz. Es war allerdings eine sehr individuelle Interaktion für eine Person. Wir stehen also erst an einem spannenden Anfang.
Autor: Stephan Schäfer-Mehdi