Licht ist ein faszinierendes Medium. Seine Farbe, seine Helligkeit, seine Menge und die Dauer sind gestaltbar. Allerdings braucht Licht für seine Wirkung immer den Kontrast durch das Gegenteil, das Dunkle. Licht ist Kommunikation.
Im Theater wurden zu Zeiten von Kerzenlicht und Gasbeleuchtung die verschiedensten Effekte entwickelt. Es wurde damals bereits mit Farbfiltern und optischen Linsen experimentiert. Die moderne digitale Technik von Lichtsteuerung und Scheinwerfern eröffnet ganz neue Dimensionen in der Gestaltung, stellt aber auch neue Anforderungen an die Logistik. In allen Funktionen fernsteuerbare Scheinwerfer machen aus einem Segelschiff ein Speedboot. Leider wird dabei die handwerkliche Kunst traditionellen Lichtdesigns verdrängt.
Im Theater hat jeder Scheinwerfer eine Bedeutung. Stimmungen für die szenische Wirkung werden über Farbe und Helligkeit erzeugt. Für eine zarte Abenddämmerung werden manchmal Hunderte von Scheinwerfern eingesetzt. Mit einzelnen Spots werden Akteure oder Vorgänge betont. Eine einzige Kerze auf einer ansonsten dunklen Bühne und ein guter Schauspieler können mehr Gänsehaut hervorrufen als hunderte von Effektscheinwerfern. Leider „verstauben“ viele althergebrachte Scheinwerfer in den Lagern der Technikfirmen.
Dabei ist Licht Kommunikation und kann ganze Geschichten erzählen. Wie das gelingen kann zeigt ein Projekt für Fraunhofer von onliveline. Unter dem Motto “Licht gestaltet” erlebten 700 Gäste der Jahrestagung des Fraunhofer Instituts die Präsentation visionärer Erfindungen. Das Motto der Veranstaltung wurde zum zentralen künstlerischen Element der Inszenierung und überließ die Bühne 45 Sharpie-Movinglights, die ein Lichtorchester formierten.
Doch Licht kann auch Räume schaffen. Verschiedene Scheinwerfertypen mit scharf gebündeltem Licht erlauben das. Früher waren es die Air-Craft-Landing-Gruppen samt Nebel, heute ist es feiner Haze mit den rasiermesserscharfen Strahlen der Sharpies.
Doch meine persönlich beeindruckendste Lichtinszenierung war ein Auftritt der Schauspielerin und Sängerin Hanna Schygulla in Paris. Je nachdem wie sie im Scheinwerferkegel stand, veränderte sich die Bühnenatmosphäre: Gänsehaut.
Autor: Stephan Schäfer-Mehdi